2. September 2020 von Michael Rebmann
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, denken und handeln Viele erst einmal im Sinne des Naturschutzes, der ökologischen Dimension. Der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit spielt oft noch eine untergeordnete Rolle. Doch aus unserer Sicht einer sozial-ökologischen Transformation, ist die soziale Nachhaltigkeit genauso wichtig wie die ökologische. Besonders deutlich zeigt sich dies im Bereich der nachhaltigen Immobilien: Nachhaltiges Bauen hört nicht bei Energieeffizienz und klugem Materialeinsatz auf; mindestens so wichtig ist der gesellschaftliche und kulturelle Mehrwert der Projekte – als Begegnungsort von Menschen, Generationen und Kulturen, als Ort der Inklusion und bezahlbarer Mieten.
Ein Kreditkunde der Triodos Bank, der beide Ansprüche absolut verinnerlicht hat, ist die SolWo Holding GmbH und ihr Geschäftsführer Senol Ince. „Ärmere Menschen können es sich nicht mehr leisten in der Stadt zu wohnen; sie werden an den Stadtrand verdrängt. Das kann nicht sein“, sagt der Immobilienentwickler. Deshalb hat er sich mit der SolWo Holding auf Sozialimmobilien spezialisiert. Einer seiner Mieter ist beispielsweise die ZIK – zuhause im Kiez gGmbH. Sie kümmert sich u.a. in Berlin Mitte um Menschen, die im Wettbewerb um Wohnraum chancenlos sind, um chronisch kranke Menschen, die neben ihrem physischen Leiden oft auch eine psychische Erkrankung haben und bei Vermietern durch das Raster fallen: zu anstrengend, zu unsicher, zu mittellos.
Senol Ince
In der Beusselstraße in Berlin Moabit betreibt die ZIK eine Betreuungseinrichtung mit 21 Einzelappartements für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Alle haben sie eine kleine Küche und ein relativ geräumiges Bad. Sie wirken einladend und hell und befinden sich in der ersten und zweiten Etage des Gebäudes. Im Erdgeschoss des Hauses gibt es Gruppenräume und dort sind auch die Büros der ZIK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Denn neben dem Wohnraum, den die ZIK in Moabit zur Verfügung stellt, leistet das ZIK-Team wertvolle psychosoziale Arbeit und betreut die Klientinnen und Klienten eng. Denn Wohnraum ist als Basisversorgung ganz wichtig. Aber oftmals sind die Probleme tiefer und umfangreicher. Die ZIK bietet ihren Bewohnerinnen und Bewohnern deshalb Hilfestellung für alle möglichen Problemlagen an. Und selbstverständlich in einer Immobilie, die hohen ökologischen Standards genügt.
Die SolWo vermietet ihre Objekte langfristig, partnerschaftlich und bezahlbar gezielt an soziale Träger. Für soziale Träger wie die ZIK ist die SolWo ein Glücksfall. Denn wie viele Privatpersonen und Familien haben auch soziale Träger oft große Probleme geeignete Immobilien in zentralen Lagen zu bekommen. Sie können im Wettbewerb mit zahlungskräftigen Unternehmen nicht konkurrieren – und werden selbst an den Stadtrand gedrängt.
Senol arbeitet seit 2005 in der Immobilienentwicklung. Bis zur Finanzkrise machte er sich keine großen Gedanken um die Nachhaltigkeit von Immobilien. Danach war alles anders. Er konnte und wollte nicht mehr mit ansehen, wie viele Menschen aus wirtschaftlichen Gründen aus ihrer Stadt vertrieben wurden. Also änderte er sein Konzept, entwickelte einen neuen Weg und konzentriert sich seither auf einen wirklich nachhaltigen Wohnungsbau. „Die Welt und die Umwelt müssen gleichermaßen geschützt werden, damit alle etwas davon haben“, sagt er. Und spricht damit aus, was auch uns antreibt: Eine ganzheitliche Sicht von Nachhaltigkeit mutig und ganz konkret umsetzen.
https://www.triodos.de/artikel/2020/senol-ince-und-sein-einsatz-fuer-eine-gerechte-stadt